Der Krebs ist mein Beifahrer. Aber ich gebe die Richtung und das Tempo vor
Mag. Claudia Altmann-Pospischek
Brustkrebspatientin, Bloggerin, Autorin & Vorstandsmitglied von Europa Donna Austria
„Der Krebs ist mein Beifahrer. Aber ich gebe die Richtung und das Tempo vor.“
Wien, 18. September 2019 – Claudia Altmann-Pospischek hat metastasierten Brustkrebs. Prognose: zwei Jahre. Seit der Diagnose sind nun sechs Jahre vergangen und sie gilt als „Langzeitüberlebende“. Die Niederösterreicherin versucht, die Erkrankung anzunehmen, nach vorne zu schauen und sich neuen Aufgaben zu widmen. Heute ist sie Gesicht und Stimme einer Krankheit, die oft ein Schattendasein führt. Claudia Altmann-Pospischek hält Vorträge und schreibt einen Blog (www.facebook.com/claudiascancerchallenge), um anderen betroffenen Frauen Mut und Hoffnung zu schenken. Sie engagiert sich weiters beim Patientinnen-Netzwerk Europa Donna Austria, das für sie Rettungsanker in stürmischen Zeiten war.
Ich bin 44 Jahre alt und komme aus Wiener Neustadt. Im Juli 2013 habe ich die Diagnose „Metastasierter Brustkrebs“ mit Leber- und Knochenmetastasen bekommen, in der Zwischenzeit sind auch Bauchfellmetastasen hinzugekommen. Eine persönliche Katastrophe – verbunden mit Angst, Schmerz und Trauer. Mir wurden damals zwei Jahre prognostiziert. Aber ich sitze heute – nach einem Operations- und Therapiemarathon – noch immer da.
Das nicht zuletzt, weil ich mir eine Herzensaufgabe gesucht habe, die mich stets motiviert und am Leben hält: Ich bin Vorstandsmitglied bei Europa Donna und darf den Kurs unserer Organisation mittragen. Dabei geht es mir vor allem um drei wichtige Eckpfeiler, die Europa Donna für mich repräsentiert, nämlich:
- Hilfe von Betroffenen für Betroffene (also peer-to-peer work)
- die Europäische Komponente (das über den Tellerrand hinausschauen und von best practice-Beispielen im Ausland lernen)
- den besonderen Einsatz für metastasierte Patientinnen
Metastasierte Patientinnen leiden unter einer chronischen, unheilbaren Krankheit. Sie können nie wieder in ihr altes Leben einsteigen. Sie brauchen Dauertherapie und müssen mit fortwährenden Nebenwirkungen und Schmerzen zurechtkommen. Die psychische Belastung ist enorm. In den meisten Fällen können diese Patientinnen nicht mehr arbeiten und müssen anhaltende finanzielle Einschnitte hinnehmen. Sie sind gezwungen, ihre (familiären) Lebensträume einzuschränken oder aufzugeben und stellen ihre Familie sowie ihr Umfeld vor große Herausforderungen. Und nicht zuletzt sind sie plötzlich mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert.
Ich habe meine Krankheit als Teil von mir akzeptiert. Den Krebs sehe ich als Beifahrer, den ich zwar nicht mehr loswerde, aber ich lass‘ mir von ihm nicht ins Steuer greifen. Ich gebe die Richtung und das Tempo vor. Die Krankheit hat mich dazu gezwungen, meinen Fokus zu verändern – ich schaue nach vorne und konzentriere mich auf Brustkrebsaktivitäten. Ich motiviere mich, in dem ich mir Fixsterne – wie Reisen, Konzerte oder Treffen – auf der Lichterkette meines Lebens setze. So hantle ich mich von Stern zu Stern. Außerdem ist Schreiben für mich eine große Motivation und so etwas wie Therapie. Mit meinem Facebook-Blog „Claudias Cancer Challenge“ will ich anderen betroffenen Frauen Mut machen und Hoffnung schenken, meine Erfahrungen teilen, zur Vorsorge aufrufen sowie eine Plattform zur Vernetzung bieten.
Europa Donna war für mich persönlich ein Rettungsanker in stürmischen Zeiten. Ich habe umfassende Informationen erhalten, welche Stellen bei welchen Problematiken Hilfe anbieten. Europa Donna versteht sich als Navigationssystem im Gesundheitswesen, um Betroffene und Angehörige in der Öffentlichkeit und in politischen Entscheidungsprozessen zu vertreten. Ich durfte mich im Rahmen von Europa Donna mit wunderbaren Brustkrebsfrauen austauschen, neue Freundschaften schließen und Gespräche auf Augenhöhe führen. Weiters habe ich im Rahmen des Österreichischen Brustkrebs-PatientInnen-Kongresses und des Café Donna viel Wissenswertes in Erfahrung gebracht. Ich wurde zudem nominiert, an namhaften Schulungen und Kongressen im Ausland teilzunehmen. Und ich freue mich, dass ich nun mit einem Text über metastasierten Brustkrebs zum breitgefächerten Serviceangebot beitragen kann.
Für all das möchte ich mich bei Präsidentin Mona Elzayat und meinen Kolleginnen von Europa Donna herzlich bedanken. Mein Dank gilt auch einer Frau, die mich seit Beginn meiner Krankheit begleitet – meiner Freundin Lisa Wiedermann. 2013, als wir uns im Krankenhaus über den Weg liefen, war sie noch chirurgische Schwester, mittlerweile hat sie die Ausbildung zur Breast Care Nurse absolviert.
Ich habe mich damals mit meiner Diagnose ganz allein auf weiter Flur gefühlt. Ich war medizinisch top versorgt, ja – aber ich hätte mir ein umfassendes Case Management mit zusätzlichen Infos gewünscht: Wo kann ich eine Perücke kaufen? Was ist der Behindertenstatus? Wann kann ich auf Reha fahren? usw. – und auch jemanden, der mir ab und zu die Hand hält. Diese Funktion nimmt nun eine Breast Care Nurse ein. Da hat sich in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert. Und ich bin froh, dass Europa Donna auch die Forderung nach mehr Breast Care Nurses erhebt. Von diesem Service profitieren Brustkrebspatientinnen enorm.
Europa Donna hat in Österreich Erfolgsgeschichte im Bereich Brustkrebs geschrieben. Diese gilt es, mit Kraft, Mut und guten Ideen fortzusetzen. Ich freue mich, ein kleiner Teil des großen Ganzen sein zu dürfen. Und ich lade alle Patientinnen ein, es mir gleich zu tun und Mitglied unserer wertvollen Brustkrebskoalition zu werden.
Kontakt für JournalistInnen-Rückfragen:
Mag. Claudia Altmann-Pospischek
Brustkrebspatientin, Bloggerin & Autorin
T: 0676 / 47 199 61
E: claudia_altmannpospischek@yahoo.com